Zwischen-Klänge N°8: Essenz

Heute morgen sitze ich unterm Apfelbaum im Garten, lausche dem Klang des Lichts, das mit der aufsteigenden Sonne heute schon ein wenig geheimnisvoll klingt, sich schon vorbereitet auf die tiefe Wandlung des Spätsommers und Herbstes. Es passt zu dem Thema, was ich mir für heute vorgenommen habe: Essenz, denn auch sie führt mich nach innen. Essenz – das,, was mir am meisten am Herzen liegt, und der ich deshalb kaum gerecht werden kann, so fühlt es sich an. Was meine ich überhaupt mit Essenz? Es ist für mich das, was übrig bleibt, wenn alles andere gegangen ist: meine Gedanken, meine Gefühle mein Körper. Wenn all das fort ist, was bleibt dann übrig? Meine Essenz. Von welcher Bedeutung sollte so etwas sein für mein Leben hier? Ich glaube von großer Bedeutung. Was mich täglich beschäftigt, meine Sorgen, meine Schmerzen oder Freuden – all das ist mein Leben hier und jetzt, und ich gebe mich ganz hinein, bin präsent so gut es mir gelingt. Dennoch fühle ich mich eigentlich wie ein Gefäß. So als sei mein Leben hier, mein Körper und alles, was zu mir gehört ein Gefäß für meine Essenz, mein eigentliches Sein. Wenn mein Gefäß voll ist mit Konzepten, Ideen, Überzeugungen, Meinungen, hat meine Essenz wenig Platz in meinem Leben. Ich bemühe mich immer wieder darum, Raum zu schaffen für den Moment, in dem etwas heiliges geschehen kann, wenn ich offen bin, wach, bereit…

Essenz ist kein Konzept, sondern ein Sein, für das ich – auf der Suche nach einem Begriff – das Wort gewählt habe. Ich fühle es deutlich, aber es entzieht sich eigentlich der Definition. Es ist wichtig hinzuschauen, aber es bleibt immer unsichtbar für meine Augen. Es ist paradox und dennoch immer präsent. Mit dem Verstand ist die Essenz nicht zu erfassen, aber der Verstand kann in ihre Richtung schauen und ihre Wirkungen beschreiben. Das ist wichtig. Wenn ich keinen Platz für die Essenz in mir schaffe, verfange ich mich mitunter in sich wiederholenden Schleifen von Ängsten, Zwängen, Erinnerungen, Glaubensmustern oder wovon ich sonst noch voll bin und womit ich mich identifiziere. Unmittelbar im Moment spielt das meistens keine Rolle, ich kann mich aufrichten und fühlen: was ist jetzt. Und im Jetzt kann die Essenz nur erscheinen, leuchten und mich erfüllen. Unmittelbar, ehrlich, kraftvoll, groß. Aus diesem Moment und Jetzt heraus kann ich mich aufrichten und – mit Hilfe all meiner Anteile – die Welt gestalten, in der ich leben will. Ich komme dann zu anderen Entscheidungen, anderen Erkenntnissen, als wenn ich stereotyp abspule, was ich gewohnt bin, oder was den Erwartungen anderer entspricht.

Mein Impuls:

Erinnere dich an Momente, in denen du das Gefühl hattest unmittelbar du selbst zu sein. Ganz pur und rein. Wo du wusstest, was richtig ist, nicht weil du Recht hattest, sondern weil du Wahrheit gespürt hast. Vielleicht als du das letzte Mal in der Natur warst. Oder als du ein Kind warst, und die Nähe zu einem Tier empfunden hast. Deine Freude, oder deine Berührtheit. Gib diesem Bild in dir etwas Raum, lass es größer werden, lass dir Zeit. Was passiert? Was fühlst du dabeif?

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