Dies ist mein dreizehnter Klang-Brief. Die Zahl 13 habe ich schon immer gemocht. Sie fällt aus dem Rahmen, sie passt nicht in das harmonische Muster der 12. Zwölf Monate, zwölf Planeten, zwölf Jesus-Jünger und alle möglichen anderen zwölfe. Die Dreizehn gibt es dafür im Märchen: dort ist es die dreizehnte Fee, und die wird nicht eingeladen, weil es nicht genug goldene Teller gibt. Die dreizehnte Fee ist unerwünscht.
Oft ist es im Leben gerade das, was wir nicht haben wollen, was uns weiter bringt, was uns Erfahrungen beschert, die über das Gewohnte hinaus führen. Und es nützt nichts, das abzulehnen: die dreizehnte Fee kommt trotzdem zum Fest. Und ist dann auch noch sauer, weil sie sich zurück gesetzt fühlt. Keine so gute Feststimmung.
Wie ist es möglich, dass wir uns dem Neuen, Unbekannten oder Fremden öffnen, ohne es abzulehnen, weil wir das Gefühl haben, nicht genug Tassen im Schrank zu haben? Also, weil unsere scheinbaren Grenzen uns abhalten?
Könnten wir uns – so unvollkommen wir uns auch fühlen mögen – für das Große, Unfassbare öffnen?
Was wäre passiert, wenn die dreizehnte Fee gleich eingeladen worden wäre, wenn der König sich einfach Geschirr geliehen hätte? Oder sich zwei Feen ein Geschirr geteilt hätten? Oder wenn man das Essen auf großen Blättern serviert hätte, so dass es gar kein Geschirr gebraucht hätte? Wäre Dornröschen dann nicht in einen hundertjährigen Schlaf verfallen?
Viele spirituelle Lehrer sprechen von dem Erwachen. Ich verwende dieses Wort nicht so gern, weil ich mich oft frage, worin genau das Erwachen besteht.
Aber könnte ein Teil des Erwachens sein, dass wir unsere Prioritäten überprüfen? Dass wir uns fragen, was wichtiger ist: die Regeln perfekt einzuhalten? Oder die eigene Unvollkommenheit anzunehmen und davon auszugehen, dass von allem genug da ist, und wenn mir etwas fehlt, dann wird jemand anders das schon zur Verfügung haben und mit mir teilen?
Mein Impuls:
Wenn du gern spielst, dann phantasiere das Märchen Dornröschen um und erfinde eine andere Handlung, die beinhaltet, dass alle dreizehn Feen eingeladen werden können und kommen. Und dann frage dich, wenn du magst: was ist deine dreizehnte Fee? Was tust du nicht, damit anderen deine Unvollkommenheit nicht auffällt? Ich lade dich ein, das zu prüfen und dir auch da spielerisch neue Handlungen zu erfinden. Was wäre wenn…. ???