Meditation nach Ramana Maharshi

Die Meditation kann gelesen oder angehört werden, ein Audio befindet sich unter dem Text.

Setz dich an einen ruhigen Ort, an dem du gern sein magst und ungestört bist.
Setz dich bequem und aufrecht in einer Position, in der du einige Zeit gut sitzen kannst.
Nimm noch einige tiefe Atemzüge und schließe die Augen.
Dann lenke deine Aufmerksamkeit auf den Körper. Nimm wahr, wie er sich gerade
anfühlt. Gibt es Bereiche, die dir auffallen, weil du Schmerzen hast? Bist du irgendwo
verspannt? Ist dir warm oder eher kalt? Fühlt sich dein Körper einfach rundum wohl?
Was auch immer deine innere Reise in den Körper dir zeigt, nimm es wahr, ohne es zu
bewerten. Keine deiner Wahrnehmungen ist gut oder schlecht. Nichts muß geändert
werden, alles darf so sein. Dann mach dir bewusst: dies ist mein Körper in diesem Moment. Ich habe einen Körper,
aber ich bin nicht mein Körper, denn alles was ich wahrnehmen kann, bin ich nicht selbst.

Jetzt lenke deine Aufmerksamkeit zu deinen Gefühlen. Was fühlst du gerade? Hast du
starke Gefühle, die dich ganz ausfüllen, wie eine kräftige Farbe ein Bild dominiert?
Oder sind deine Gefühle eher leicht und ruhig, zart wie ein Aquarellbild? Welche
Stimmung herrscht gerade vor? Eher froh? Oder eher traurig? Vielleicht ärgerlich?
Alles, was du jetzt fühlst darf in dir sein, nimm auch deine Gefühle an, ohne sie zu
bewerten, oder sie ändern zu wollen. Nimm wahr, ob sie sich verändern, ob sie fließen und
weben, ob ein Gefühl in das andere übergeht.
Nun mach dir bewusst: dies sind meine Gefühle in diesem Moment. Ich habe Gefühle,
aber ich bin nicht meine Gefühle, denn alles, was ich wahrnehmen kann, bin ich nicht
selbst, ist nicht mein Mittelpunkt.

Geh jetzt mit deiner Aufmerksamkeit zu deinen Gedanken und beobachte sie. Schau,
welche Gedanken denkst du gerade? Was steht im Mittelpunkt deines Denkraumes?
Gibt es etwas, was dich beschäftigt? Nimm auch die kleinen Gedanken am Rande
deines Denkraumes wahr, die oft nur leicht vorüber huschen, kaum bemerkbar, wie eine
Sternschnuppe am Rande deines Gesichtsfeldes.
Denkst du in Worten und Sätzen? Oder sind deine Gedanken schnell und ohne
Formulierungen, wie Muster oder reine Inhalte?
All diese Gedanken nimm wahr, schau innerlich an. Dann löse dich davon, so wie man
sich beim Anschauen eines Filmes von der Handlung lösen kann und sich seiner selbst
wieder bewusst wird. Sage dir: dies sind meine Gedanken in diesem Moment. Ich habe
Gedanken, aber ich bin nicht meine Gedanken, denn alles, was ich wahrnehmen kann, bin
ich nicht selbst.

Kehre nun ganz und gar zurück zu der, die das alles wahrnimmt. Geh zur Quelle deiner
Aufmerksamkeit, zum reinen Gewahr-Sein. Dort sind weder Empfindungen, noch
Gefühle oder Gedanken. Vielleicht nimmst du dich als Licht wahr, als Kugel oder
andere Form. Dort ist reines Sein. Dort ist dein Ich bin. Verweile, wenn es dir möglich
ist.
Du kannst jetzt diesem Ich-bin Erleben einen Platz in deinem Herzen schenken. Lade
es ein in dein Herz einzuziehen und sich dort zu verankern. Dein Herz ist der körperliche
Ausdruck deines Ich-bin Erlebens.
Mach dir bewusst, dass dein Blut das Ich-bin Erleben durch deinen ganzen Körper
trägt. Milliarden winzige Blutkörperchen tragen die Botschaft deines Seins überall hin,
wie ein Lied oder ein Gedicht. In einem großen Tanz bewegen sie sich durch deine
Adern und jedes Organ wird davon erreicht, jeder Knochen, jede Zelle. Wenn sie die
Nachricht bekommen, dann werden sie von deinem ganz persönlichen Licht erreicht und
erfüllt, sie beginnen selbst zu leuchten und zu strahlen. Jede einzelne Zelle leuchtet wie
eine winzige Laterne von deinem Licht. Das Licht deiner versammelten Zellen, die
deinen Körper ausmachen verbindet sich zu einem gemeinsamen Leuchten und
Schimmern. Das ist dein Licht.
Du kannst dich nun bei deinen Blutkörperchen bedanken, dass sie für dich diese Arbeit
tun, dass sie dein Ich-bin Erleben durch den Körper tragen. Du kannst dich bei deinem
ganzen Körper bedanken, dass er dir zur Verfügung steht mit all seinen Möglichkeiten
und in seiner Vollkommenheit.
Danke!